Rupfen

Rupfen von Papageien

Viele Papageien fangen an sich irgendwann im Leben zu rupfen. Dabei ist das Alter nicht ausschlaggebend. Auch ein 20 Jahre alter Vogel kann genauso damit beginnen, wie ein erst 6 Monate alter.

Das Rupfen zeigt sich in unterschiedlichen Variationen.  Der eine Vogel putzt sich nur übermäßig lange und sorgfältig und dünnt sein Gefieder aus, der nächste reißt sich ganze Federn aus bis Stellen kahl sind, bis hin zum völlig nackten Vogel der sich ganze Hautstückchen aus dem Körper reißt. Meist sind nicht nur Flugunfähigkeit die Folge, sondern schwerwiegende Selbstverletzungen.
Wenn der Papagei am Kopf gerupft ist muss man als Übeltäter meist den Partnervogel verdächtigen, der sich mit übermäßigen Liebesbezeugungen oder/und Langeweile an seinem Partner vergreift.
Das Rupfen bedeutet für Papageienhalter und Papagei oft sehr viel Leid.

Die Gründe für das Rupfen sind sehr vielfältig. Der Papagei verbringt in der freien Wildbahn seine Zeit mit seien drei Haupttrieben, Futtersuche, Fortpflanzung und Gefiederpflege. Da bei unserer Haltung Futtersuche (die Betonung liegt hier bei SUCHE) und Fortpflanzung fast vollständig wegfallen, intensiviert der Vogel den verbliebenen letzten Trieb.
Gesundheitliche Ursachen können ebenfalls der Auslöser sein. Der Papagei hat z.B. starken Juckreiz und versucht sich mit übermäßiger Gefiederpflege oder Federnreißen Erleichterung zu schaffen.
Oder der Papagei entwickelt mit dem Federnreißen eine Verhaltungsstörung. Das heißt er versucht Defizite in seinem Befinden durch Rupfen zu kompensieren. Diese Defizite können ebenfalls zahlreiche Gründe haben, die meisten resultieren jedoch aus nicht optimalen Haltungsbedingungen. Das klassische Beispiel ist der im Käfig gehaltene Stubenvogel ohne gegengeschlechtlichen Artgenossen.
Aber auch der Papagei, der in der Zimmervoliere mit Partner sitzt kann mit Rupfen beginnen, weil z.B. der Partner nicht anderen Geschlechts ist oder ihm schlicht und ergreifend unsympathisch, ihm die Voliereneinrichtung nicht zusagt, er zu wenig Freiflug hat usw.
Mir sind auch Fälle bekannt in denen die Bezugsperson Mensch einige Tage in Urlaub war und bei Ankunft aus dem Urlaub zwei nackte Vögel in der Voliere vorgefunden hat.

In jedem Falle sollte der rupfende Vogel so schnell wie möglich dem vogelkundigem Tierarzt vorgestellt werden, denn Rupfen auf Grund von körperlichen Ursachen kann durch Gewohnheit schnell in einer Verhaltungsstörung enden. Und der sich monate- und jahrelang rupfende Vogel ist viel schwieriger zu behandeln als der Vogel der vielleicht letzte Woche erst damit begonnen hat.

Die Behandlung des rupfenden Vogels ist schwierig, aber keinesfalls unmöglich, und bei guter Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Vogelbesitzer und Papagei sogar sehr Erfolgsversprechend.

Warum sollte das Rupfen überhaupt behandelt werden wenn der Vogel doch frisst und auch sonst gesund und munter wirkt? Werden Sie sich vielleicht fragen.
Das Rupfen ist immer ein Zeichen von Unwohlsein oder krankhaften Störungen. Ein Vogel der sich rupft ist somit nie ein gesunder Vogel.

Was passiert wenn ich mit meinem gerupften Vogel in die Praxis komme?
Ich werde ihren Vogel ersteinmal genau in Augenschein nehmen um beurteilen zu können wie weit das Rupfen fortgeschritten ist. Vielleicht sind sogar offensichtliche Verletzungen sofort behandlungsbedürftig. Ich werde ihren Vogel wiegen und ihn, um körperliche Ursachen rauszufinden bzw. auszuschließen, einer umfangreichen Diagnostik,  wie Röntgenaufnahmen und Blutuntersuchung, unterziehen.
Dann brauche ich einige Informationen über die Haltung ihres Vogels, wie Käfig- oder Volierenausstattung, Fütterung, Beschäftigung usw. Sehr hilfreich sind auch Fotos von dem "Heim" ihres Vogels, um die Situation besser beurteilen zu können.
Umso mehr Informationen Sie mir über den Vogel geben können, umso besser kann ich Ihnen und Ihrem Vogel helfen die Haltung optimaler zu gestalten.
Sollte ich Erkrankungen diagnostizieren können, so werden diese selbstverständlich behandelt.
Es gibt allerdings auch Papageien, bei denen sich trotz umfangreicher Diagnostik und optimaler Haltungsbedingungen kein Grund für das Rupfen finden lässt oder es sich trotz aller Bemühungen nicht abstellen lässt, da ihr Vogel sich an das Rupfen so sehr gewöhnt hat, das es ihm sprichwörtlich in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Hier empfehle ich einen Halskragen anzulegen der es dem Vogel unmöglich macht sich weiter zu rupfen. Dieser Halskragen wird solange getragen (einige Monate) bis der Vogel das Verhalten des Rupfens "vergessen" hat.
Für die ersten Tage mit Halskragen kann eine stationäre Aufnahme nötig sein, da es dem Papageienhalter sehr schwer fällt seinem über den Halskragen erbosten Papagei zuzusehen.

Aus meiner Praxiserfahrung weiß ich, dass es dem Papageienhalter oft sehr viel Geduld, Mühe und auch finanzielle Mittel abverlangen kann bis ein Papagei das Rupfen einstellt. Ich werde mich jedoch sehr bemühen Ihnen hierbei behilflich zu sein und die Umstellung für Sie und den Papageien in erträglichem Rahmen zu halten.
Da die Behandlung und Beratung einige Zeit in Anspruch nehmen, empfehle ich Ihnen in jedem Fall einen Termin zu vereinbaren, damit ich genügend Zeit für Sie und Ihren Vogel habe.